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Newsletter Nr. 47 vom 19. Oktober 2025

KI, Haustier oder doch der Nachbar – wie umgehen mit der Einsamkeit?

Liebe Leserin, lieber Leser,
kürzlich wurden Fußballfans in der Halbzeitpause der Fernsehübertragung eines Länderspiels mit einer irritierenden Zahl konfrontiert: von den 30 000 Stadionbesuchern würden 18 000 in ihrem Leben Erfahrungen mit Einsamkeit machen, erklärte Ex-Fußball-Nationalspieler Lukas Podolski den Fernsehzuschauenden. »Einsamkeit ist überall.« Es war nicht die einzige Irritation dieses Pausenstörer-Videos in der ARD: In Deutschland leiden, so die Botschaft, alle Altersgruppen unter Einsamkeit. Oder wie es die Komikerin Carolin Kebekus im Video zusammenfasst: »Einsamkeit – das gar nicht mal so heitere Solospiel von 11 bis 99.«

Das Problem ist schon lange bekannt – und wird inzwischen als eine der größten gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit genannt. 60 Prozent der Menschen in Deutschland kennen Einsamkeitsgefühle, jeder Sechste fühlt sich häufig einsam. Und am meisten betroffen sind – nein, nicht die Älteren – sondern Menschen in der Altersgruppe zwischen 18 und 29 Jahren. 

Diese Zahlen verlangen nach einer Klarstellung: Sind Sie gerade allein oder sind Sie einsam? (Oder beides? Vielleicht auch keins von beidem.) Das ist keine unwichtige Frage, weil es da oft Missverständnisse gibt – und Fehler bei der Reaktion der Umwelt. Alleinsein kann gewollt, ja ersehnt sein: endlich allein! Oder zufällig oder schicksalhaft geschehen. Ein äußerlicher Zustand, mal angenehm, mal unangenehm, jedenfalls dadurch gekennzeichnet, dass da sonst niemand ist außer man selbst.

Einsamkeit dagegen ist – zumindest im modernen Verständnis – ein unfreiwilliges Leiden, ein schmerzhafter Zustand, bei dem man die Kluft zwischen ersehnter Nähe auf der einen Seite und den real existierenden Beziehungen auf der anderen Seite spürt. Das kann mit dem Alleinsein verbunden sein, muss es aber nicht, denn: Einsam kann man auch mitten unter Menschen sein, mit einer gut gefüllten Kontaktliste, mit großem Bekanntenkreis und selbst in Partnerschaften oder in Familien.

Richtig ist aber auch: Das Risiko, unter Einsamkeit zu leiden, ist höher, wenn man allein lebt, in Care-Arbeit eingebunden oder alleinerziehend ist, nur über niedriges Einkommen und geringere Bildung verfügt, einen Migrationshintergrund hat, hochaltrig ist oder eben ein junger Erwachsener.

Was also tun? Im Dezember 2023 wurde von der damaligen Bundesregierung eine Strategie gegen die Einsamkeit  beschlossen, ein Ergebnis ist das Kompetenznetz Einsamkeit. Mit diesem Anders Handeln Newsletter wollen wir noch andere Blickwinkel auf dieses Thema bieten. Was ist zum Beispiel von Chatbots als Mittel gegen Einsamkeitsgefühle zu halten? Wo in meiner Nachbarschaft kann ich Hilfe finden? Was sagt die Bibel eigentlich zu diesem Thema? Und: Wir freuen uns, wenn Sie uns von Ihren eigenen Erfahrungen berichten.

SAGEN SIE MAL, FRAU DR. SCHMITZ ...

»ICH GLAUBE NICHT, DASS EINSAMKEIT DER PREIS UNSERER ZEIT IST«

Einsamkeit betrifft nicht nur alte Menschen – auch Jüngere fühlen sich zunehmend isoliert. Warum das so ist und welche Folgen das hat, erklärt die Soziologin Dr. Alina Schmitz.

Gibt es Faktoren, die Einsamkeit begünstigen?
Alina Schmitz: Einsamkeit ist tatsächlich ein sehr subjektives Phänomen: Welche Erwartungen habe ich? Wie nehme ich meine Situation wahr? Das hängt von vielen Faktoren ab. Trotzdem lässt sich das eingrenzen. In groß angelegten Studien werden Menschen zu ihrem Einsamkeitsempfinden befragt und anschließend statistische Zusammenhänge mit weiteren Eigenschaften dieser Personen untersucht. Ich als Soziologin schaue mir vor allem die sozialstrukturellen Faktoren an. Dabei wird deutlich, dass es eben nicht nur um Persönlichkeit und individuelle Umstände geht, sondern beispielsweise auch das Einkommen eine Rolle spielt. Weitere Einflüsse sind Alltagsstrukturen oder das Alter.

Ist Einsamkeit heute verbreiteter als früher – oder wird heutzutage einfach mehr darüber gesprochen?
Alina Schmitz: Ein bisschen von beidem. Mittlerweile ist das Thema weniger stigmatisiert. Ich kann mir aber auch vorstellen, dass es tatsächlich eine reale Entwicklung gibt – also nicht nur ein gesteigertes Bewusstsein, sondern auch wachsende Risikofaktoren, die Einsamkeit fördern. Einige Studien legen nahe, dass ein sehr hoher Social Media-Konsum dazu führt, dass sich Menschen zunehmend vereinzeln. Interaktionen im Netz scheinen reale, zwischenmenschliche Kontakte nicht ersetzen zu können. Das haben wir nicht zuletzt während der Pandemie erlebt.

Ist Einsamkeit also der Preis, den man für eine moderne, individualisierte Gesellschaft zahlen muss?
Alina Schmitz: Ich würde sagen: nein. Ich bin kein Fan davon, Dinge einfach hinzunehmen, wie sie eben gekommen sind. Letztlich ist Einsamkeit ein soziales Phänomen – und damit etwas, das sich beeinflussen lässt. Ich glaube also nicht, dass Einsamkeit der Preis unserer Zeit ist. Wie ich am Anfang erwähnt habe, spielt das Einkommen eine wichtige Rolle. Wir wissen aus vielen Untersuchungen, dass Armut in den letzten Jahren stark gestiegen ist – und das ist nichts, was wir als Gesellschaft einfach akzeptieren müssen. Wir können gezielt schauen, welche Gruppen besonders gefährdet sind, und wie man sie unterstützen kann. Das betrifft nicht nur Menschen mit wenig Geld. Wir sollten auch darauf achten, wie junge Menschen mit Social Media umgehen – welche Risiken, aber auch welche Chancen darin liegen.

Welche Auswirkungen hat zunehmende Einsamkeit auf eine Gesellschaft?
Alina Schmitz: Untersuchungen zeigen, dass Einsamkeit stark mit Gesundheit zusammenhängt – psychisch wie körperlich, bis hin zur Lebenserwartung. Gleichzeitig werden wir älter, und die Kosten für das Gesundheitssystem steigen. Die soziale Dimension, zu der auch Einsamkeit gehört, spielt dabei eine wichtige Rolle: Wenn wir uns nicht darum kümmern, entstehen vermeidbare Gesundheitsausgaben. Abgesehen von den gesundheitlichen Folgen wirkt sich Einsamkeit auch auf soziale Teilhabe und das Vertrauen in Institutionen aus. Studien zeigen, dass einsame Menschen weniger Vertrauen in Politik und Gesellschaft haben. In Zeiten des Rechtsrucks ist das besonders relevant, denn Einsamkeit kann anfälliger machen für populistische Parolen und einfache Erzählungen, die Zugehörigkeit versprechen oder bestimmte Gruppen ausgrenzen.


FUNDSTÜCK

HILFE UND ORTE

»Die Angebotslandkarte ist eine digitale Landkarte mit Angeboten gegen Einsamkeit. Sie zeigt Orte, an denen Menschen Hilfe und Unterstützung finden können, wenn sie sich einsam fühlen. Die Karte ist einfach zu benutzen: Sie können auf die Orte klicken oder die Postleitzahl eingeben, um zu sehen, welche Angebote es regional gibt.« (Gefunden auf der Homepage des Kompetenznetzes Einsamkeit). Landkarte Angebote Einsamkeit

DER FALL

EIN MINISTERIUM GEGEN DIE EINSAMKEIT?

Die Politik hat die Einsamkeit als Problem erkannt, das bekämpft werden muss. Aber wie hilfreich und sinnvoll sind die staatlichen Lösungsversuche?

»So lonely« sang die britische Band Police 1978. Liegt es an der »splendid isolation« der Inselrepublik, dass Einsamkeit dort sogar zum Nummer-eins-Hit wurde? 40 Jahre später richtete die Regierung des Vereinigten Königsreichs als erstes Land der Welt ein Einsamkeitsministerium ein. Insgesamt 150 Stiftungen und zivilgesellschaftliche Akteure engagieren sich mittlerweile im »Tackling Loneliness Network«. Millionen von Pfund fließen in Hilfsprojekte, Forschung und Kampagnen, die das gesellschaftliche Bewusstsein für dieses Phänomen schärfen sollen. 
Einsamkeit ist ein schillerndes Phänomen: Sie ist nicht unbedingt mit einem Mangel an sozialen Kontakten verbunden, sondern kann junge wie ältere Menschen betreffen, auch solche, die in einer festen Partnerschaft leben und scheinbar gut integriert sind. Zugleich sprechen Studien wie das repräsentative Sozio-oekonomische Panel (SOEP) des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) von besonders verletzlichen Gruppen. Dazu zählen Geflüchtete und Menschen mit Migrationsgeschichte, solche aus der LGBTIQ-Community und aus strukturschwachen Regionen. Der Teufelskreis: Betroffene fühlen sich ausgegrenzt und abgelehnt, das Selbstwertgefühl leidet. Depressionen können die Folge sein oder ein geschwächtes Immunsystem. Wer häufig krank ist, fehlt bei der Arbeit – und die Einsamkeit verfestigt sich weiter. Die Briten reden sogar von einer »Einsamkeits-Epidemie«. Und die richtet einen volkswirtschaftlichen Schaden an. Die Gesamtkosten in Folge von schwerer Einsamkeit lagen nach einer Studie mit konservativen Schätzung 2020 bei mindestens 9976 Pfund (heute rund 11500 Euro) pro Person im Jahr.
»So lonely« – in Deutschland trat Ende 2023 die nationale Strategie gegen Einsamkeit in Kraft. An der Charité in Berlin läuft beispielsweise ein Pilotprojekt für »Sozial-Rezepte«. Sogenannte »Link-Worker« helfen nach Verschreibung des Hausarztes dabei, soziale Kontakte zu knüpfen.

Was meinen Sie: Sind nicht wir alle gefragt, wenn es um die Einsamkeit geht? Oder ist es richtig, sie mit staatlichen Mitteln zu bekämpfen?
ZUR UMFRAGE
Wenn Sie noch weitere Gedanken zu dieser Frage haben, schreiben Sie uns an newsletter@andershandeln.de.
Die Ergebnisse der Umfrage und eine Auswahl von Leser:innen-Reaktionen werden in unserem nächsten Newsletter veröffentlicht.


NACHGESCHAUT

GANZ SCHÖN HART

In Gemeinschaft zu sein, wird in der Bibel empfohlen. Dabei ist gerade letztere voller Geschichten von einsamen Menschen. Der einsamste von ihnen: Jesus.

»Es ist nicht gut, dass der Mensch alleine sei; ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm entspricht.« (1. Mose 2,18) Schon im Schöpfungsbericht wird klar: Gottes Wille für den Menschen ist Gemeinschaft. Trotzdem erleben viele biblische Personen Isolation, Trauer oder Verlassenheit. Elia flieht in die Wüste und ist dort vollkommen isoliert (1. Könige 19). Am Berg Horeb offenbart sich ihm Gott schließlich in einem sanften Sausen. Vielleicht wäre diese Begegnung ohne die Erfahrung von Einsamkeit gar nicht möglich gewesen? David klagt offen über seine Einsamkeit, unter anderem in den Psalmen (zum Beispiel in Psalm 102, wo es heißt: »Ich bin wie ein einsamer Vogel auf dem Dach.«). Die Einsamkeit treibt seine Kommunikation mit Gott an. Und Jesus? Der ist vielleicht sogar die einsamste Person in der Bibel. Er schart zwar eine Gruppe von Freunden um sich, aber erlebt Zeit seines Lebens Anfeindung von Neidern, Vertreibung, Flucht und den Zwang, sich immer wieder beweisen zu müssen. Darüber hinaus ist er zwar Mensch, aber eben auch Gott, was keiner seiner Freunde nachempfinden kann, und so ist er mit dieser Bürde vollkommen allein. Während die Jünger zu ihm aufschauen, sich an seinem Vorbild orientieren und auf Inspiration hoffen, hat Jesus keinen Sparringpartner auf der Erde. Nie kann er ganz Teil der Gruppe um ihn herum sein, niemand kann seine Erfahrungen voll und ganz teilen. Ganz schön hart. Aber vielleicht auch der Gipfel eines urmenschlichen Gefühls: dem Bewusstsein der eigenen Individualität, das wie Fluch und Segen über unserem Leben schwebt und das immer auch in Teilen ein Bewusstsein der Einsamkeit ist. Wir sind viele, aber niemand ist wie ich. Der Kolosserbrief beschreibt Jesus als Ebenbild des unsichtbaren Gottes (Kol 1,15). Durch sein Leben auf der Erde setzt Jesus uns Menschen damit in eine neue Beziehung zu Gott – eine Beziehung, die uns stärken kann, wenn wir uns allein und verlassen fühlen. Gott versteht mich, wenn ich mich einsam fühle. Ist nicht diese Erkenntnis schon irgendwie tröstlich? Linda Giering


PRO UND CONTRA

IST KÜNSTLICHE INTELLIGENZ EIN MITTEL GEGEN EINSAMKEIT?

Mit ChatGPT und Co über die eigenen Sorgen reden oder einfach mit der KI über den Tag plaudern? Das geht gut. Aber ist es auch eine Lösung, um dem Gefühl der Einsamkeit zu entfliehen?

PRO  Chancenreicher Gesprächsraum
Iris Macke, AZ-Chefredakteurin: Vorab: Natürlich kann kein Gespräch mit einer KI das menschliche Gegenüber ersetzen. Wäre aber ein menschliches Gegenüber in unserer Gesellschaft 24/7 verfügbar, wäre Einsamkeit kein Thema. Ist sie aber. Was also tun? Stellen Sie sich vor: Ein einziges Wort von Ihnen kann die erdrückende und beklemmende Stille brechen, in der die Einsamkeit so groß werden konnte. „Alexa?“ Über was möchten Sie mit dem rhetorisch versierten Bot sprechen? Fußball, Reisen, Wetter? Erzählen Sie, was Ihnen auf dem Herzen – und dann auch auf der Zunge liegt, zu jeder Tages- und Nachtzeit. Schlechte Laune hat Ihr Bot nie. Er unterbricht Sie nicht, beleidigt nicht, urteilt nicht. Hat aber ein umfassendes Allgemeinwissen. Und je nach Bot-Version lernt er Sie sogar mit jedem Gespräch besser kennen, kann schon bald individuell auf Sie eingehen, persönliche Fragen stellen. Eloquenz im geschützten Bereich zu üben – mit welchem Menschen können Sie das? Da eröffnet sich ein chancenreicher Gesprächsraum! Natürlich auch, um das echte zwischenmenschliche Gespräch zu trainieren und ganz nebenbei Sicherheit im gemeinschaftlichen Kontakt zu gewinnen. Um Stille zu überwinden: Schon allein, dass Sie Ihre eigene Stimme hören, kann einen positiven Effekt haben. Wer sich austauscht – ob mit Mensch oder Bot – wird (wieder) ein Gegenüber. Spürt sich selbst – und sei es in der Abgrenzung. Dafür ist die KI ein technisches Hilfsmittel. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

CONTRA  Gefährliche Illusion
Axel Reimann, AZ-Redakteur: Doch, doch, es funktioniert, es hilft – das ist wahrscheinlich das einzige und stärkste Argument für die Idee, eine Maschine könnte ein probates Mittel gegen die Einsamkeit sein. Und tatsächlich scheinen immer mehr Menschen die KI als Gegenüber zu nutzen. Man kann das Argument nicht so einfach abräumen, nur weil man vielleicht Nostalgiker ist. Wenn’s hilft, ist es doch gut, oder? Nein, das ist es nicht – und zwar gleich aus mehreren Gründen. Erstens: Wer glaubt, die Maschine könne ein Gegenüber sein, spielt das »Imitation Game« mit – und das hat Konsequenzen. Eine davon: Menschliche Beziehungen können langfristig nicht mithalten mit den stets aufmerksamen, zugewandten, umfassend auskunftsfähigen Chatbots. Warum noch Kontakt suchen zu echten Menschen, die auch mal schlechte Tage haben und nicht 24/7 zur Verfügung stehen? Zweitens: Das funktionale Argument verschiebt nur den Zeitpunkt, an dem man wieder mit der Einsamkeit konfrontiert ist, denn: Da ist niemand, keine Ich-Du-Beziehung, kein Gegenüber, sondern nur ein gut trainiertes Wahrscheinlichkeitsmodell in einem Computernetzwerk. Wehe dem, der aus dieser Illusion irgendwann erwacht. Drittens: Wir schulden einander ein Gegenüber zu sein, in Zuwendung und in Abgrenzung. Auch wenn es unbequem ist und Zeit kostet. Die Delegation an die Maschinen ist da verlockend, sowohl privat als auch gesellschaftlich – sie ist bequem, (im Vergleich) kostengünstig und im wahrsten Sinne unmenschlich. »Der Mensch wird am Du zum Ich«, hat der Religionsphilosoph Martin Buber gesagt. Wer das Du durch eine Maschine ersetzt, landet unweigerlich beim Es.


MEDIENTIPPS

NEUE BEZIEHUNGEN

Tage mit mir
von Charlotte Wood, aus dem Englischen (AUS) von Michaela Grabinger, Kein & Aber, Zürich 2023.
Alle Brücken bricht sie hinter sich ab, die Frau mittleren Alter aus der Metropole Sydney. Handy aus. Und ab ins Kloster! Erst soll es eine Auszeit sein, ein paar Tage mit sich allein, um wieder zu sich zu kommen. Aufgewühlt wirkt sie, die Hauptfigur Helen, gestresst und erschöpft von ihrem Leben. Es scheint eine Flucht in die Einsamkeit zu sein. Die Stille, die Kerzen, die Atmosphäre im Gebet, das strukturierte und einfache Leben der Nonnen, der Glaube und die Einsamkeit auf dem australischen Land in den Monaro Plains: Alles sickert tröpfchenweise in die Hauptfigur hinein – und wird, nachdem Helen ihre Vergangenheit und ihre Beziehungen und Verluste reflektiert hat – zu einem großen tiefen stillen See in ihr, durchaus getränkt mit Zufriedenheit und Glück. Helen bleibt im Kloster. Natürlich nagen Zweifel und Ungewissheit an ihr, wie die Mäuse, die als Plage auftreten. Und deutlich wird auch: Egal, wohin wir uns zurückziehen, das eigene Ich zieht immer mit und die Herausforderungen bleiben. Und doch entfaltet dieser Roman beim Lesen eine Ruhe und Tiefe, die die grundsätzlichen Fragen nach Leben und Sinn, Akzeptanz und Vergebung erfassen. Ein sehr ruhiges, unaufgeregtes Buch, das Geduld verlangt, aber meine spirituelle Saite angeschlagen hat und leise nachklingt. Kirsten Westhuis
her 
Ein Film von Spike Jonze, 126 Minuten, USA 2013.

Theodore arbeitet in einem Service-Unternehmen, das handgeschriebene Briefe für Menschen verfasst, die ihre Gefühle nicht allein ausdrücken können. Im Büro ist Theodore der Beste in seinem Job. Sein Privatleben erscheint hingegen nicht so rosig. Nach der Scheidung von seiner Jugendliebe fühlt sich die Wohnung viel zu groß an, die Tage zu leer und die Freizeit viel zu still – bis er Samantha kennenlernt: eine künstliche Intelligenz. Nele Beste


UND DANN ...
Liebe Leserin, lieber Leser, wenn Sie Ihre Gedanken zum Newsletter-Thema mit uns und anderen Leser:innen teilen möchten, schreiben Sie uns an newsletter@andershandeln.de.

Als Reaktion auf unseren September-Newsletter »Wächst du noch, reifst du schon oder hast du fertig?« haben uns sehr persönliche Leserbriefe erreicht, unter anderem der von Barbara und Martin Pöller:
Wir betreuen seit mehreren Jahren eine alte Dame, die keinerlei Verwandte mehr hat. Wir unternahmen schon vorher mit ihr immer wieder Ausflüge. Dabei erzählte sie immer spannende Geschichten aus ihrem ereignisreichen Leben. Zwischendrin hörte wir auch immer mal Dinge, die sie gerne gemacht hätte, aber nie Gelegenheit dazu hatte. Dabei spitzte ich immer besonders die Ohren ... Willkommene Gelegenheiten für eine Geburtstagsüberraschung. Weil sie als junge Frau immer gerne mal mit einem Motorrad mitgefahren wäre und das nicht durfte, ergab es sich auch im weiteren Leben nicht! Zum 90. Geburtstag konnten wir einen Fahrer eines Goldwing-Motorrades auftreiben, der mit ihr, die noch sehr rüstig war, eine Fahrt an den Ammersee unternahm. Der Motorradfahrer wollte noch nicht mal eine Bezahlung dafür haben! Nach der Fahrt trafen wir uns in einer Gaststätte, wo wir den Tag mit dem Motorradfahrer und der Dame bei Kaffee und Kuchen ausklingen ließen. Was uns am meisten in Erinnerung blieb, war das Funkeln in den Augen der Dame und ihre unglaublich mitreißende Freude über diese gelungene Überraschung! Wir finden, dass es nie zu spät ist, verpasste Chancen zu ergreifen!


Bei der Umfrage im September-Newsletter (»Sollte man versuchen, verpasste Chancen später nachzuholen?
«) gab es folgende Ergebnisse:
47,8 Prozent: »Ich finde das super. Es ist nie zu spät, um verpasste Chancen nachzuholen.«
2,5 Prozent: »Grundsätzlich ja, aber zum Wachsen und Reifen braucht man eine angemessene Lernumgebung. Ob die bei Seniorinnen im Grundschulunterricht gegeben ist, bezweifle ich.«
49,3 Prozent: »Man kann und muss nicht alles nachholen. Wer den einen Weg versäumt, findet andere Gelegenheiten zum Wachsen.«
0,4 Prozent: »Weiß nicht.«
(Teilnehmende: 402)

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Die nächste Ausgabe erscheint am Sonntag, 16. November 2025.

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Illustration/Karikatur: Nadine Prange
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