Wird diese Nachricht nicht richtig dargestellt, klicken Sie bitte hier.
vom 25. Oktober 2025 für die 44. Woche
Das Quiz  •  Andere Zeiten erleben    Eine Frage, Herr Schmidt ...    Leserinnenbild    Rückspiegel    Der andere Ort  
Liebe Leserin, lieber Leser,

mich zu erschrecken, finde ich nur so mittelschön. So ein richtig großer Schreck kann böse Folgen haben und es gibt auch Vorkommnisse, die mich erschrecken, weil sie mir wirklich Angst machen oder mich traurig stimmen. Bei kleinen Schrecken im Alltag hingegen finde ich vor allem meine Reaktion interessant. Meistens reagiere ich unvorhersehbar und hoffe deshalb, dass mich am nächsten Freitag keine kleine Fledermaus auf dem Weg zu ihrer Halloweenparty erwischt.

In meiner Kindheit lauerten meine Geschwister und ich uns das ganze Jahr über gegenseitig auf der Treppe in den Keller auf. In solchen Momenten kann ich erstaunlich laut schreien. In der Achterbahn hingegen, mit der ich im vergangenen Jahr zum ersten Mal in meinem Leben fuhr, schrie nur meine Schwester, während ich unkontrolliert lachte. Der fröhliche Gruß der Hundebesitzerin neulich am stockdunklen See auf meiner Laufrunde trieb wiederum meinen Puls ordentlich in die Höhe, ich konnte aber noch halbwegs normal antworten.

In anderen Momenten sage ich Erstaunliches, wenn ich mich ein bisschen erschrecke. Im Urlaub habe ich einen Taschendieb dabei ertappt, wie er mit der Hand bereits meinen Rucksack durchwühlte. Statt irgendetwas Wütendes zu rufen, sagte ich: »That was close.« Das war knapp. Äh, ja ... Bei einem Videodreh für den Kirchentag überraschte ich mich ebenfalls selbst. In der Rolle des biblischen Abel war ich mit den Schauspielkünsten meiner Kollegin Ulrike konfrontiert, die meinen Bruder Kain spielte und eine große Gartenharke bedrohlich in meine Richtung schwang. Der leicht verschreckte Abel sagte, durch meinen Mund: »Nein, danke!« Auch nicht gerade naheliegend. (Ich bezweifle, dass diese Worte Kain vom Mord an seinem Bruder abgehalten hätten. Aber wer weiß!)

Schreckmomente fühlen sich selten gut an, aber ich bin danach so wach und offen wie sonst selten. Auf einmal höre ich intensiver, sehe genauer hin, trotte nicht einfach weiter. Vielleicht ist das eine gewagte These, aber ich glaube, diese Freude am Aufrütteln haben kleine Geister zu Halloween mit Martin Luther und seinem Thesenanschlag gemeinsam. Von den einen oder dem anderen lassen sich bestimmt viele von uns am Reformationstag aufrütteln. Sogar Katholikinnen wie ich! 

Wie reagieren Sie auf einen kleinen Schreck? Schreiben Sie uns gern an
newsletter@anderezeiten.de.
 

Ich wünsche Ihnen eine Woche voller ermutigender Aufrüttler!

Ihre
Linda Giering                                                       
Redakteurin
Andere Zeiten e.V.
 

DAS QUIZ

Was besagt die 95. der Thesen, die Martin Luther 1517 veröffentlichte? 

A. Der Papst hat die Macht, jede Sünde ohne Reue zu vergeben.
B. Gute Werke sind wichtiger als der Glaube an das Evangelium.
C. Christen werden eher durch viele Trübsale in den Himmel eingehen als durch die Sicherheit eines Friedens.
D. Nur Mönche können durch Gebet das Seelenheil erlangen.

(Für die Auflösung ganz nach unten scrollen)
IM GESPRÄCH 

Eine Frage, Herr Schmidt ...
Als ehemaliger Werber weiß Michael Schmidt, wie man mit Design Leute anspricht. Er hat das Studio Komplementär gegründet, mit dem er Erlebnisse schaffen will, anstatt Konsum zu verkaufen. »ZWISCHEN RAUM TRAUM« heißt das Pilotprojekt von Andere Zeiten, bei dem sieben katholische und evangelische Kirchengemeinden gemeinsam mit Michael Schmidt eigene Erlebnisorte entwickeln. 

Herr Schmidt, wie macht man aus einem Raum ein Erlebnis?

Räume haben immer verschiedene Ebenen. Ganz unten ist die Funktion, die sich in der Architektur widerspiegelt. Da sind eine Kirche und ein Bürgeramt sehr verschieden. Darüber kommt die Innengestaltung. Dazu gehören die Innenarchitektur und die Einrichtung. Stehen da Kirchenbänke oder Schreibtische? Bei meinen Inszenierungen versuche ich, eine Sonderebene einzubauen, die Inspirationsebene. Hier kommen Licht und Farbe ins Spiel. Ich überlege mir vorher, welche Erlebnisreise die Menschen an diesem Ort durchlaufen: Wie kommt der Mensch an? Wie soll er hinausgehen? Ermutigt, beruhigt, beschwingt? 

Was sollen die Menschen in Ihren Erlebnisräumen finden?

Ich glaube, in uns Menschen ist ein Raum, wo das Unerklärliche einen Platz hat. Mir geht es darum, diesen Resonanzraum anzusprechen, sie zu berühren und ihre innere Dimension zu aktivieren. Die Leute sollen beim Erleben meiner Räume und Inszenierungen realisieren, dass es etwas in ihnen gibt, das nicht von außen kommt. Mut, Dankbarkeit, aufs Herz hören. Wenn wir das aktivieren, es loben, uns daran erinnern, dann werden wir uns auch unserer Menschlichkeit bewusster. 

Welche Orte gestalten Sie am liebsten?

Es fällt mir leichter, Orte zu bespielen, die noch nicht oder wenig gestaltet sind: Vorplätze, öffentliche Räume, Orte, wo keiner hinschaut. Es steckt ein Zauber darin, solchen Orten durch die Gestaltung und die Erlebnismöglichkeit meiner Arbeiten eine eigene Würde zu verleihen. Ich möchte Erlebnisse stiften, die Auswirkungen haben können. Daher fände ich es spannend, mal etwas an Schulen zu machen. 

Welche Art von Design begeistert sie?

Ich mag es, wenn Gestaltung klar ist, aber mit Wärme. Ich resoniere besonders, wenn ich die Farben und das Material mag. Und ich schätze es, wenn sich Gestaltung gut einfügt, also mit der Situation und der Umgebung, in die sie integriert ist, sensibel umgeht. Produkte und Räume bekommen eine Poesie, wenn in ihrem Design eine Liebe zu den Menschen spürbar ist, verschiedene Ebenen verschmelzen und eine Handschrift erkennbar wird.
LESERINNENBILD DER WOCHE

»Wachsen und Gedeihen«

DANK AN MAJA EICHERT
ANDERE ZEITEN ERLEBEN

Ihre Mithilfe ist gefragt. Für ein kommendes Projekt suchen wir persönliche Erlebnisse rund um die Themen Suchen und Finden. Haben Sie ewig etwas gesucht und dann gefunden? Haben Sie etwas ganz unverhofft gefunden? Oder haben Sie etwas trotz langer Suche noch nicht gefunden? Wir freuen uns auf die Schilderung Ihrer besonderen Begebenheit, gerne an giering@anderezeiten.de.
ANDERE ZEITEN ERLEBEN

Was heftet der Mann da an die Kirchentür? Warum verschenkt Martin seine Jacke? Und wie viele Laternen sind auf dem Bild zu finden? Auf unserem Wimmelbild zum Herbst (siehe Ausschnitt oben) ist eine Menge los und es gibt viel zu entdecken. Kinder und andere Fans von Wimmelbildern finden hier liebevolle Szenen aus der Zeit der bunten Blätter und der kurzen Tage. Die Fragen auf der Rückseite laden zum Weiterspinnen ein und auf unserer Internetseite gibt es begleitende kleine Geschichten. Wer danach richtig Lust auf Wimmelbilder bekommen hat, hat bestimmt auch Freude an unserem Adventsgewimmel
DER ANDERE ORT

Vaterunser-Fenster St. Bartholomäus
in Kaiserslautern-Morlautern


VON CHRISTIANE

Die Kirchenfenster zum Vaterunser wurden vom Mainzer Glaskünstler Alois Plum geschaffen und sind aus einem Gedankenaustausch zwischen ihm und dem damaligen Pfarrer Norbert Kaiser entwickelt worden. Wer die einfache Farbsymbolik entschlüsselt hat, kann die Fenster leicht »lesen«. Nach meinen Erfahrungen gelingt das Kindern ebenso gut wie Erwachsenen und jede und jeder findet ein Kirchenfenster, das sie oder ihn besonders anspricht.

Mich persönlich spricht das dritte Fenster besonders an, »dein Wille geschehe im Himmel wie auf Erden«, weil es dort eine Dynamik zwischen oben und unten, zwischen Himmel und Erde, gibt und das Rot der Liebe als Farbe im Fenster aufscheint. Mehr zur Bedeutung der Fenster in der Pfarrkirche St. Bartholomäus lesen Sie hier.

Welche Orte erfahren Sie als Glücksorte, Kraftquellen oder Trostplätze? Welche Orte, an denen sich anderes ereignet, begegnen Ihnen auf Reisen oder im Alltag? Wir möchten in dieser Rubrik gern Ihre Orte veröffentlichen: Schicken Sie uns bitte ein Foto mit genauer Ortsangabe an newsletter@anderezeiten.de und schreiben Sie uns ein paar Zeilen dazu, was diesen Ort für Sie besonders macht.

RÜCKSPIEGEL

Axel Reimann erzählte im letzten Newsletter von einer Auseinandersetzung im Straßenverkehr mit einem angeblichen Fahrlehrer.

Cerstin Cappelmann teilte dazu ihre Gedanken mit uns:

Der Smart Fahrer war garantiert kein Fahrlehrer! Weil: »Der Smart-Fahrer – er hupt mich an!«. Tja, Hupen ist nur in Gefahrensituationen gestattet und auch Paragraf 1 StVO sagt »gegenseitige Rücksichtnahme«. Aber, egal. Netterweise hat er gehupt. Sonst gäbe er diese schöne Story nicht.
Wir hoffen, unser Newsletter die andere zeit hat Ihnen gefallen. Die korrekte Antwort in unserem Quiz ist übrigens C. Die Thesen 94 und 95 gehören eng zusammen:
94. Man muss die Christen ermutigen, darauf bedacht zu sein, dass sie ihrem Haupt Christus durch Leiden, Tod und Hölle nachfolgen.
95. Und so dürfen sie darauf vertrauen, eher durch viele Trübsale hindurch in den Himmel einzugehen als durch die Sicherheit eines Friedens.


Falls Sie Ideen, Fotos oder Beiträge für einen der nächsten Newsletter beisteuern möchten, freuen wir uns darüber unter newsletter@anderezeiten.de
.
Herzlich 
Ihr 

Andere Zeiten-Team
© Andere Zeiten e.V. 2025
Fischers Allee 18, 22763 Hamburg
Telefon: 040 / 47 11 27 27

newsletter@anderezeiten.de

Kennen Sie schon unseren monatlich erscheinenden Anders Handeln-Newsletter? Sie können ihn hier abonnieren. Die nächste Ausgabe erscheint am 16. November.

www.anderezeiten.de
www.andershandeln.de

Verantwortlich: Iris Macke
Telefonisch erreichen Sie uns:
montags bis donnerstags von 8.30 bis 17.30 Uhr (außer mittwochs zwischen 11.45 und 13.15 Uhr), freitags von 8.30 bis 16 Uhr