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Newsletter Nr. 48 vom 16. November 2025

Alles geregelt? Über die Vorsorge am Lebensende

Liebe Leserin, lieber Leser,

lassen Sie uns ausnahmsweise mit dem vielleicht unpassendsten Zitat anfangen, das wir dem Thema dieses Newsletters voranstellen können. Hier ist es: »Vor allem anderen ist die Vorbereitung das Geheimnis des Erfolgs.« (Im englischen Original lautet es »Before everything else, getting ready is the secret of success.«) Es stammt von Henry Ford, dem US-amerikanischen Erfinder und Automobil-Pionier, und wird gern in Ratgebern zitiert, wenn es darum geht, – mal ganz allgemein ausgedrückt – »Ziele« zu erreichen. Den Traumjob zum Beispiel, die glückliche Partnerschaft, das Rund-um-Sorglos-Wertpapierdepot. Mit Vorbereitungen angesichts der eigenen Endlichkeit wird das Ford-Zitat selten in Verbindung gebracht. Warum eigentlich? 

Irgendwie ahnen wir, dass »Erfolg« eine seltsame Kategorie ist, zumindest ein seltsames Wort im Zusammenhang mit dem Lebensende. Und wir haben vielleicht auch das dumpfe Gefühl, dass die ein Leben lang verinnerlichte Machbarkeitslogik (Wenn ich A tue, kriege ich B) unweigerlich obsolet wird. Das Stoppschild ist real, für jeden von uns – und was dahinter kommt, kann nur geglaubt, geahnt, bezweifelt oder verneint werden. Warum da überhaupt noch etwas »vorbereiten«? Welche Motivation kann es geben, wenn es um das Regeln der »letzten Dinge« geht?

Die Antwort wird möglicherweise überraschen, weil wir es gewohnt sind, bei diesem Thema zuerst an die formalisierten Ergebnisse zu denken, an Testament oder Erbvertrag, Patienten- oder Bestattungsverfügung, an die Regelung des digitalen Nachlasses oder was mit dem schönen Porzellanservice passieren soll. Was wäre, wenn hinter all diesen Regelungen letzter Dinge – so nüchtern und abgeklärt sie auch erfolgen – oft genug und vor allem die Liebe stecken würde? Die Selbstliebe, die sich zum Beispiel einen »Abschied in Würde« wünscht, einen »Tod ohne Schmerzen«, »Selbstbestimmung bis zum Ende« oder ein Erinnerungszeichen an das eigene Leben. Und auch das kann motivieren, sich um die letzten Dinge zu kümmern: die Liebe zu anderen, zu Kindern, Partner:in, Verwandten, Freunden, zu fremden Menschen, denen man etwas hinterlassen möchte, das Fotoalbum, einen Brief, das Vermögen. Oder die Liebe für eine Idee, ein Ziel, eine Hoffnung.    

Rechtzeitig Vorsorge für das Lebensende zu treffen, ist auch ganz praktisch ein Liebesdienst – sie kann in der Regel überforderten Angehörigen in Krisenzeiten Orientierung bieten. (Eine Handreichung zum Thema aus christlicher Perspektive finden Sie hier; Informationen zum Erben und Vererben gibt es hier.)

Doch auch wer die Notwendigkeit zur Vorsorge sieht, mag zögern: Die Vorbereitung auf das eigene Lebensende ist üblicherweise kein Wohlfühlthema. Und: Nicht alles muss selbst geregelt werden. Denn vertrauen und loslassen können ist die andere, vielleicht wichtigere Seite, die es angesichts der eigenen Endlichkeit zu bedenken gilt. Und sie ist wahrscheinlich schwieriger, als Patientenverfügungen und Vorsorgevollmachten auszufüllen. 

Wir wollen mit diesem Newsletter Denkanstöße liefern: Welche »letzten Dinge« sollte jede:r – wenn möglich – selbst regeln? Wo darf man auf andere vertrauen? Ist der eigene Tod nur eine höchst persönliche Angelegenheit – oder sollen andere zum Beispiel über Bestattungsort oder Erinnerungsformen entscheiden? Schreiben Sie uns, was Sie regeln würden und was nicht, wie für Sie gute Vorsorge aussieht. 

Henry Ford, der Wegbereiter von Massenproduktion und Fließbandarbeit, glaubte übrigens an eine Wiedergeburt nach dem Tod – und er hatte seine Gründe dafür: »Arbeit ist sinnlos, wenn wir die Erfahrungen, die wir in einem Leben sammeln, nicht im nächsten Leben nutzen können.«

SAGEN SIE MAL, FRAU ZEIM ...

»LETZTE DINGE ZU REGELN, IST DAS SCHÖNSTE GESCHENK AN ANGEHÖRIGE«

Anemone Zeim ist Trauerbegleiterin und Gründerin der Erinnerungswerkstatt »Vergiss mein nie« in Hamburg. Mit ihr sprach AZ-Redakteurin Sabine Henning über das Abschiednehmen.

Erleichtert es den eigenen Abschied, wenn man sich rechtzeitig von möglichst vielen Dingen trennt?
Anemone Zeim: Ja. Allerdings nur unter der Bedingung, dass man es mit Lust und Freude tut. Auszumisten soll keine Qual sein und das Gefühl auslösen, man lebe danach im Mangel. Wir denken häufig, dass wir Sicherheit in Dingen finden. Doch das Leben steckt im Leben selbst, in Erinnerungen und Erfahrungen.

Was macht das Ausmisten mit einem?
Anemone Zeim: Nicht alle Dinge erfüllen einen mit Freude. Manche hat man, weil sie Status demonstrieren. Andere sind mit einem bestimmten Auftrag an uns verbunden, wie vielleicht ein Klavier, auf dem man aber ewig nicht gespielt hat. Wenn man diese Dinge weggibt, entsteht Platz für Neues.

Doch löst das nicht auch Ängste aus: Was kann denn kurz vor dem Tod noch Neues entstehen?
Anemone Zeim: Ich muss mir keine Sorgen mehr um meine Gegenstände machen. Die beschäftigen einen ja: Sie stauben ein. Sie stehen da wie ein stiller Vorwurf. Oder sie machen einen traurig, wie das alte Kaffeeservice. Es erinnert daran, dass die letzte große Einladung schon ewig her ist. Das ist eine mentale Belastung. Gibt man diese Dinge in gute Hände, entsteht ein freier Raum, in dem das Leben neu schwingen kann. Eine neue Leichtigkeit.

Wie ist das für die An- und Zugehörigen?
Anemone Zeim: Letzte Dinge zu regeln, ist aus meiner Sicht das schönste Geschenk, das man ihnen machen kann. 

Warum?
Anemone Zeim: Die wenigsten Angehörigen haben die Zeit und den Platz, alles ganz in Ruhe auszumisten. Die Mietwohnung muss geräumt werden, manchmal schwelt ein Familienstreit im Hintergrund. Die Hinterbliebenen müssen in kurzer Zeit sehr viele Entscheidungen treffen. Das ist eine Mordsarbeit. Daher ist es für sie schöner, wenn sich die Person, um die sie trauern, schon vorher liebevoll von den Dingen verabschiedet hat.

Und wie ist das, wenn sie auch schon die Grabstelle geregelt hat? Hat das nicht etwas sehr Kontrollierendes?
Anemone Zeim: Das kann total helfen, dann haben die Angehörigen schon eine Tendenz. Die Frage, die dahintersteht, ist: Wem gehört das Grab? Darin steckt viel Konfliktpotenzial. Ich glaube, für die Lösung brauchen wir Kreativität. Wenn es der Verstorbenen wichtig ist, in der Nähe ihrer Freundinnen begraben zu sein und nicht 500 Kilometer von ihrem Wohnort entfernt bei ihren erwachsenen Kindern – warum verabreden sich die Kinder und ihre Familien nicht einmal im Jahr und macht ein großes Happening am Grab? Da gibt es oft mehr Möglichkeiten, als auf den ersten Blick sichtbar sind. Oder man übergeht die Wünsche bewusst. Dafür können auch gute Gründe sprechen. Wichtig ist, sich dessen bewusst zu sein.


FUNDSTÜCK

SÜSSER ABGANG

Vor dem Ende graut es vielen von uns. Auf die schokoladige Art kann der Gedanke aber Spaß machen. Und vielleicht ist ein kleines Stück »Death by Chocolate« auch ein süßer Vorgeschmack auf das, was uns danach erwartet. Death by chocolate

DER FALL

DIGITALES WEITERLEBEN – MIT KÜNSTLICHER INTELLIGENZ

Fotos, Videos, alte Nachrichten – viele Menschen halten so die Erinnerung an Verstorbene wach. Doch die Technik geht längst weiter: In der »Digital Afterlife Industry« entstehen Chatbots und Avatare, mit denen sich Angehörige auch nach dem Tod unterhalten können.

Unternehmen wie »You Only Virtual« oder »StoryFile« formen aus Sprachaufnahmen, Texten und Videos ein digitales Abbild eines Menschen. Nach dem Tod antwortet die KI dann auf Fragen, schreibt Nachrichten oder spricht mit vertrauter Stimme – fast, als wäre die Person noch da. Die amerikanische Firma »You Only Virtual« verspricht, dass diese Avatare mitwachsen, lernen, sich weiterentwickeln und sogar an Themen aus vorherigen Gesprächen erinnern können. So soll die Beziehung »reifen« können.
Was für manche tröstlich klingt, sehen Fachleute kritisch: Die Gespräche mit den virtuellen Verstorbenen können Trauerprozesse verzögern und emotionale Abhängigkeiten schaffen. Zudem ist unklar, wer über die Daten eines Menschen entscheidet, wenn dieser nicht mehr lebt. Und: Avatare können leicht manipuliert oder missbraucht werden – etwa für Falschinformationen oder Deepfakes.

Was meinen Sie: Ist digitales Weiterleben ein angemessener Umgang mit unseren Verstorbenen?
ZUR UMFRAGE
Wenn Sie noch weitere Gedanken zu dieser Frage haben, schreiben Sie uns an newsletter@andershandeln.de.
Die Ergebnisse der Umfrage und eine Auswahl von Leser:innen-Reaktionen werden in unserem nächsten Newsletter veröffentlicht.


NACHGESCHAUT

DAS WICHTIGSTE TO-DO VOR DEM ENDE

Mit der Endlichkeit des Menschenlebens beschäftigt sich die Bibel auf jeden Fall. Aber sie setzt andere Schwerpunkte als heute was dies für den Einzelnen an Aufgaben mit sich bringt.

Wer in der Bibel nach Ratschlägen zur Regelung der »letzten Dinge« sucht, wird definitiv fündig. Aber eher als logische Konsequenz einer ganzheitlichen Sicht auf das Leben. Denn eigentlich wird man bei der Bibellektüre ständig auf die eigene Endlichkeit hingewiesen und auf die Notwendigkeit entsprechende Schlüsse zu ziehen – nicht nur der Psalmist rät: »Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, damit wir ein weises Herz erlangen!« (Psalm 90,12). Auch andere Autoren in der biblischen Schriftensammlung haben einen ernüchternden Sound: »Ihr wisst ja nicht, was morgen sein wird. Was ist euer Leben? Ihr seid doch nur ein Dampfwölkchen, das eine kleine Zeit sichtbar ist und dann verschwindet.« (Jakobus 4,14) 
Die Frage ist also nicht, ob die »letzten Dinge« relevant sind, sondern was das für letzte Dinge sind, um deren Ordnung sich jede:r aus biblischer Sicht kümmern sollte. Hier mal gleich der Spoiler: Bei den »letzten Dingen« geht es nicht um individuelle Antworten auf Fragen der Patientenverfügung oder der Grabpflege oder des Erbes. Es geht nicht um die Durchsetzung des eigenen Willens bis zum letzten Atemzug oder um die längstmögliche Wahrung von Autonomie und Selbstbestimmung am Lebensende. Es geht noch nicht mal um eine Würde, die der Einzelne für sich verteidigen und für den Ernstfall absichern möge. Diese Aufgabe, da waren die biblischen Autoren realistischer als wir heute, überfordert das Individuum – die muss die Gemeinschaft übernehmen. 
Was also sollen Einzelne dann in den Blick nehmen, wenn er oder sie über das Ende nachdenkt? Ganz einfach und doch so schwer: die Beziehungen. Die Beziehungen zu den Mitmenschen. Und die zu Gott. Und zwar nicht erst dann, wenn es absehbar auf das Ende zugeht: »Denk an deinen Schöpfer in deiner Jugend, ehe die bösen Tage kommen und die Jahre nahen, da du wirst sagen: ›Sie gefallen mir nicht‹; ... Denn der Staub muss wieder zur Erde kommen, wie er gewesen ist, und der Geist wieder zu Gott, der ihn gegeben hat.« (Prediger 12,1 und 7) 
Wem das zu deprimierend klingt, kann auf die Kurzfassung zurückgreifen: »Lasst euch versöhnen.« (2. Korinther 5,20). Das reicht an To-dos fürs Lebensende. Axel Reimann


PRO UND CONTRA

SOLLTE JEDE:R ALLEIN BESTIMMEN, WO ER ODER SIE BESTATTET WIRD?

Wer festlegt, wo die letzte Ruhe sein wird, trifft auch Entscheidungen für andere. Zum Beispiel, wie oft ein Grabbesuch möglich sein wird. Müsste es da nicht ein Mitspracherecht geben?

 

PRO  Emotionale und persönliche Entscheidung
Ulrike Berg, AZ-Chefredakteurin: Ja, ich weiß: Zu Lebzeiten geäußerte Wünsche von Verstorbenen stellen die, die zurückbleiben, oft vor große logistische und emotionale Herausforderungen. Trotzdem sage ich: Müsst ihr erfüllen! Und zwar ohne Murren. Denn über den eigenen Körper, egal ob er tot oder lebendig ist, bestimmt jede und jeder selbst! 
Ich würds ja gern pragmatisch sehen und sagen: »Na, lass doch die Hinterbliebenen entscheiden. Der Tote merkts ja eh nicht mehr.« Aber ich finde, für schnöden Pragmatismus ist die Sache zu ernst. Schließlich geht es hier um den Zeitraum Ewigkeit! Verbrennen oder nicht? Erd- oder Seebestattung? Letzte Ruhe in Kiel oder Wanne-Eickel? Nein, mir ist ganz und gar nicht egal, was mit meinen sterblichen Überresten passiert. Zwar glaube ich als Christin daran, dass alles Nennenswerte, was nach meinem Tod von mir übrigbleibt, in dem verortet ist, was wir »Seele« nennen und dass mein Körper nur eine Hülle ist, die dann ausgedient hat. Aber eben dieser Körper hat ja mein Leben lang gute Dienste für mich geleistet, ich habe ihn (trotz aller Makel) liebgewonnen, er ist ein Teil meiner Identität. 
Kurz gesagt: Es muss unbedingt jedem Menschen selbst überlassen sein zu entscheiden, wo und wie er mal seine letzte Ruhe finden möchte. Denn wir reden hier über eine durch und durch emotionale und sehr persönliche Entscheidung, die niemand einem anderen abnehmen sollte (wenn er nicht durch bestimmte Umstände dazu gezwungen ist). Und ich finde, da kann man auch ruhig ganz egoistisch sein. »Legt mich mal untern grünen Rasen, dann habt ihr nicht so viel Arbeit!«, halte ich für falsche Bescheidenheit. Trauen wir unseren Lieben, die wir zurücklassen, doch ruhig mal was zu. Die werden das schon schaffen! Hilfreich ist auf jeden Fall, zu Lebzeiten darüber zu sprechen. Schon in jungen Jahren. Und gern auch öfter, denn manchmal ändern sich Wünsche. Und dann bitte kein Gesicht ziehen, sondern die Wünsche kommentarlos hinnehmen, akzeptieren – und am Ende dann eben auch klaglos erfüllen.

 

CONTRA  Betrifft auch andere
Iris Macke, AZ-Chefredakteurin: Natürlich habe ich Respekt vor dem Wunsch Verstorbener. Aber ich halte es nicht für ketzerisch, in die Wahl der Ruhestätte auch die Perspektive der Lebenden einzubeziehen. Nehmen Sie meine Oma Dinslaken. Sie liegt in Dinslaken begraben, denn da hat sie gelebt. Meine Oma Dinslaken war ein fröhlicher, geselliger Mensch. In Dinslaken lebt nun niemand mehr, der ihr vertraut war. Niemand besucht ihr Grab. Ich auch nicht, der Weg aus Hamburg ist einfach zu weit, um mal eben Hallo zu sagen. Manchmal denke ich: Es wäre schön, Oma Dinslaken hier bei mir zu haben. Auf unserem grünen Friedhof, auf dem manchmal sogar Rehe unterwegs sind, die sie so gern mochte. Die Schule ihrer Urenkel gleich nebenan. Ich glaube, ihre Grabpflege ist längst eingestellt. Meine Tante hat das immer gemacht, aber sie ist auch schon verstorben. Ich würde mich gern um ihr Grab kümmern. Pflanzen, harken, mit Zweigen bedecken, eine Kerze anzünden – einen Ort in Laufweite haben, an dem ich an sie denken kann und zugleich ganz bewusst dem Tod einen Raum in meinem Leben gebe. Denn der Tod eines Menschen betrifft nicht nur den Verstorbenen, sondern besonders die, die zurückbleiben.


MEDIENTIPPS

FREIHEITSGRADE

Die Magie der Dinge und die Kunst des Loslassens
von Dorothea Rohde, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2025.
Aufräumen ist nur so ein nerviges To-Do, das nebenbei mal erledigt (oder eben vertagt) werden
kann? Und Aussortieren erst recht? Dieses Buch lädt dazu ein, hinter die Kulissen der eigenen
Wohnumgebung zu schauen und zu ergründen, warum es leichter fällt, Dinge anzusammeln, als sie
wieder loszuwerden. Ein Streifzug führt durch die verschiedenen, oft unbewussten Einflüsse auf
den Wohnalltag. Zum Beispiel der Einfluss der Konsumgesellschaft, die dazu verleitet, viel
Materielles für sich und andere zu kaufen und auch den Selbstwert und Status daran zu knüpfen.
Oder die Familiengeschichte, die Erbstücken einen emotionalen Wert gibt, aber auch
ungelöste Traumata aus früheren Generationen weiterträgt. Bis hin zur Wirkung von
Trauerprozessen, die beim Loslassen von Menschen, Gegenständen oder Gewohnheiten ablaufen.
Solche zugrundeliegenden sozialen Muster und Gefühle offenbart das Buch und inspiriert mit
Übungen zur Veränderung im eigenen Leben. Dorothea Rohde hat ihre Erfahrungen als
Aufräumcoach, Wohnberaterin sowie Sterbe- und Trauerbegleiterin sehr nachvollziehbar und
umfassend zu Papier gebracht und spricht Menschen in jeder Lebensphase an. Joana Dietsch
Der Phönizische Meisterstreich 
Ein Film von Wes Anderson, 105 Minuten, USA 2025.

Der Industrielle »Zsa-Zsa« Korda schmiedet seit Jahrzehnten einen Plan zur Weltherrschaft. Nach einem Attentatsversuch und einer Nahtoderfahrung überlässt er probeweise seiner Tochter Liesl, die eigentlich gerade Nonne werden wollte, die Führung seiner Geschäfte. Auf diese Weise will er Vorkehrungen für sein eigenes Ableben treffen. Gemeinsam mit ihr und dem Insektenforscher Bjørn gerät er in ein Netz aus Intrigen und Machtkämpfen um sein riesiges Infrastrukturprojekt im Nahen Osten – und muss sich dabei nicht nur seinen Gegnern, sondern auch den eigenen Prinzipien stellen. Nele Beste


UND DANN ...
Liebe Leserin, lieber Leser, wenn Sie Ihre Gedanken zum Newsletter-Thema mit uns und anderen Leser:innen teilen möchten, schreiben Sie uns an newsletter@andershandeln.de.

Als Reaktion auf unseren Oktober-Newsletter »Wächst du noch, reifst du schon oder hast du fertig?« haben uns zahlreiche Leserbriefe erreicht, unter anderem der von Klaus Vering:
Ich bin Pflegeheimleiter. Die Bewohner sind manchmal einsam, obwohl sie von Menschen umgeben sind. Ich habe das mal erfragt. Allein und einsam ist eine Mischung, die sich ständig wandelt. Manchmal sitzen mir Mitarbeitende gegenüber, die auch einsam sind. Einsamkeit hilft nicht, einen sozialen Beruf besser auszuüben. Einsamkeit ist Ausweis manchmal auch von wirtschaftlichem Unvermögen. Wenn immer mehr Menschen in finanzielle Probleme geraten, wird Einsamkeit zunehmen. 

Carmen Popp: Gehörlose Menschen haben ein ausgeprägtes Gespür für das Fühlen entwickelt. Diese Erkenntnis gewann ich während meiner 16-jährigen Tätigkeit in einer Klinik für Menschen mit Behinderungen. Auch ich leide an extremer Hörschwäche und trage Hörgeräte. Zu Hause bin ich jedoch allein, warum also sollte ich sie tragen, um den summenden Kühlschrank besser zu hören? Es ist ja niemand da, der mit mir spricht. Also lasse ich sie weg. Bei Freunden hingegen bin ich zwar in Gesellschaft, fühle mich aber dennoch allein. Die Geräusche werden mir zu viel, es ist einfach zu laut für meine Ohren. Immer wieder nachfragen beschämt mich, und Kommentare wie »Du hast doch ein Hörgerät, wir verstehen nicht, warum du so abwesend bist« fallen. Das macht mich traurig. Ich bin in Gesellschaft, kann aber nicht schnell genug an den Gesprächen teilhaben. Es ist, als müssten unzählige Puzzleteile in meinem Gehirn verarbeitet werden, und das im Bruchteil von Sekunden. Ich bin es leid, immer wieder zu lachen, obwohl ich den Kontext nicht verstehe. Also schalte ich ab. Es ist ein Leben in der Gesellschaft, und doch fühle ich mich allein. Fast niemand weiß, dass es verschiedene Diagnosen zum Hören gibt, meine kann man halt schlecht versorgen. Dann kommt es auf die Akustik im Raum an, ist er hoch, niedrig, feucht usw. Alles nicht so einfach. Am liebsten würde ich jedes Mal sagen: »Siehst du denn genauso gut mit deiner Brille, wenn Regentropfen drauf sind und du den Backofen öffnest?« Aber ich bin es leid geworden. So fühlt sich Einsamkeit unter Menschen an.

Bei der Umfrage im Oktober-Newsletter (»Ist die Bekämpfung der Einsamkeit eine Aufgabe des Staates?«) gab es folgende Ergebnisse:
32,3 Prozent: »Ja, der Schutz der Bürgerinnen und Bürger und ihrer Gesundheit ist natürlich eine Aufgabe des Staates. Und die Einsamkeits-Pandemie ist eine echte Gefahr! Da sollten im Zweifel alle Mittel in Erwägung gezogen werden.«
63,4 Prozent: »Aufklärung und Informationen zu Hilfsangeboten sind wichtige Maßnahmen, die der Staat fördern sollte. Mehr aber auch nicht.«
3 Prozent: »Nein, ob jemand einsam ist oder nicht, ist Privatsache. Das geht den Staat nichts an..«
1,3 Prozent: »Weiß nicht.«
(Teilnehmende: 535)

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Die nächste Ausgabe erscheint am Sonntag, 21. Dezember 2025.

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Illustration/Karikatur: Sarah Matuszewski
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